Heute geht es weiter mit dem 3. Teil des Interviews mit Berni.
Allerdings wird heute nur eine Frage beantwortet. Aufgrund der Länge dieser Antwort, habt ihr dabei allerdings schon genug zu lesen.
So viel vorweg: Das Lesen lohnt sich auf jeden Fall, denn Berni gibt umfangreichen Einblick in seine Geheimrezepte seiner Fitness. 🙂
Hier geht es zu Teil 1 und zu Teil 2 des Interviews.
6. Frage:
Bis zu deiner Erkrankung im letzten Jahr, warst du für dein Alter unheimlich fit. Was sind deine „Geheimrezepte“, um so lange wie möglich fit zu bleiben?
Berni:
Das ist mit zwei Sätzen nicht hinreichend erklärt, sondern erfordert etwas mehr Tiefgang!
Du meinst sicherlich die körperliche Leistungsfähigkeit, obwohl mir mit zunehmendem Alter immer klarer wird, dass geistige Fitness die körperliche dominiert, aber von ihr stark profitiert.
Dass körperliche Aktivität auch die Funktionsfähigkeit unserer grauen Zellen verbessert und damit die Lebensqualität erhöht, galt sinngemäß bereits in der Antike – „mens sana in corpore sano“ („ein gesunder Geist möge in einem gesunden Körper wohnen“)!
Der aktive Sport bietet in der heutigen Zeit gute Möglichkeiten bei der erfolgreichen Umsetzung dieses hehren Zieles.
Diesen Zusammenhang müssen die politischen Entscheidungsträger leider vergessen haben. ☹ -vielleicht wohnt auch kein so gesunder Geist mehr in ihnen (?) -, denn die Entwicklung einer positiven Grundeinstellung zur aktiven sportlichen Betätigung ist in den letzten Jahrzehnten zunehmend vernachlässigt worden.
Am desolaten Stellenwert des Schulsports zeigt sich deutlich die mangelnde Wertschätzung dieser gesellschaftlichen Problematik.
Sicher gab es im Osten in den Jahren vor der deutschen Einigung viel Verwerfliches. Die positive Grundorientierung aber, dass Sport treiben Spaß macht, gesund erhält und in jeglicher Hinsicht zu fördern ist, war in den Köpfen und Herzen tief verankert und traf bei den Kindern auf besondere Resonanz.
Sportliche Leistungen dominierten in den Klassen oft die Gruppennorm. Die erste Frage nach der Zeugnisausgabe war nicht selten: „Was hast´e im Sport?“! Bei einer „Zwei“ hätte ich mich nicht nur geärgert, sondern geschämt!
Wenn wir im Wald auf den „Heischen Kippen“ (überwiegend mit Kiefern aufgeforstete alte Kohle-Abräumhalden) unter Anleitung von Willi (Koch) auf selbstgebauten „Sportanlagen“ Weit- und Hochsprung übten und danach schmutzbedeckt nach Hause kamen, gab es keine Schelte, sondern man freute sich mit uns über die erbrachten Leistungen.
Ja, die Liebe zum aktiven Sporttreiben wurde in mir früh geweckt. Sie war und ist die wesentliche Ursache dafür, dass ich mich bis heute jung und fit fühle und stellt das Fundament für einen soliden Fitnesszustand im Alter dar! Darauf fußen ein paar tragfähige Säulen.
Eine wichtige Säule sind die genetischen Anlagen! Der liebe Gott beschenkt nicht alle gleich gut. Scheinbar hatte ich Glück. 😊 Wichtig dabei ist nur, was wir aus unserem Talent machen!
Der Wille ist eine weitere wichtige Stütze beim Streben nach langanhaltender Fitness! Wir neigen alle – genetisch bedingt – zur Ruhe und Trägheit. Den inneren „Schweinehund“ zu besiegen ist nicht leicht. Nicht aufzugeben, durchzubeißen, auch wenn der Sieg unerreichbar scheint, ist eine alte erfolgreiche Finower Tugend aus „stahlharter“ Zeit und schweißt zusammen!
Ich habe es oft ganz gut hinbekommen, der Trägheit ein Schnippchen zu schlagen. Die Vorfreude, mich mit Freunden zum gemeinsamen Training zu treffen und sich gegenseitig zu zielorientierten Leistungen zu pushen, war eine starke Motivationskraft, den „Hang zur Ruhe“ zu überwinden. Mit Philipp (Höhn) hatte ich dabei in den letzten Jahren den idealen Berliner Trainingspartner. Ohne ihn wären meine Erfolge von Las Vegas kaum möglich gewesen.
Einen besonders starken Einfluss auf den Fitnesszustand haben Belastungssteuerung, Gesundheit und Lebensstil!
Bis zu meinem 56. Lebensjahr war ich wirklich topfit und „Krank sein“ ein Fremdwort. 2009, ich kam gerade als Ü50-Senioren Doppel-Europameister aus Porec (Kroatien) zurück, ließ ich mir – obwohl symptomfrei – auf Anraten meines Urologen einen angeborenen Nierenfehler operativ korrigieren. Durch zu große Ungeduld, ich wollte wieder schnell mein altes Leistungsvermögen erreichen und meinen damaligen Club Hertha 06 Berlin nicht im Stich lassen, kamen danach noch insgesamt drei Schulter-Oberarm OP´s in Abständen dazu. ☹
Tja, mit zunehmendem Alter sollte man eben ganz sensibel auf die Signale seines Körpers und auf ein ausgewogenes Verhältnis von Belastung und Erholung achten! „Weniger ist dann oft mehr“ – will man Verletzungen vorbeugen bzw. vermeiden.
Die in meinem Sportstudium erworbenen Kenntnisse (z.b. aus Trainingslehre, Sportmedizin) waren mir früher oft behilflich, doch hier hatte ich mir wohl etwas zu viel zugemutet.
Bis zu meiner Krebsdiagnose (Ende 2019) konnte ich mich immer wieder erfolgreich „aufrappeln“ und mehrere Deutsche Senioren Meistertitel erkämpfen.
Besonders schön und wichtig war, dass wir 2020, als verdienter Verbandsligameister, mit einer super Teamleistung den Wiederaufstieg in die Verbandsoberliga schafften.
Während wir unsere genetischen Anlagen nicht beeinflussen können, sollte man seine Lebensführung des Öfteren hinterfragen.
Es liegt halt ein energetisches Missverhältnis vor, wenn die Waage wieder einmal in den „roten“ Bereich ausschlägt und sich die körperlichen Aktivitäten (Energieabgabe) mit den lukullischen Freunden des Lebens (Energieaufnahme) nicht mehr im Einklang befinden. Der Körper geht dann zur Energiespeicherung über und Fettdepots werden sichtbar.
Das ist zwar nicht schlimm, war für unsere Vorfahren sogar lebensnotwendig, aber ich toleriere es an mir nur ungern, während es mich bei anderen kaum stört. In solchen Phasen war bei mir der Wille zur Gewichtsreduktion, also das Erreichen einer negativen Energiebilanz (mehr Kalorien verbrennen als aufnehmen), sehr ausgeprägt.
Eine erhöhte Trainingsintensität mit anschließender Ausdauereinheit hilft meistens schon. Soll der Abbau passiver Masse schneller geschehen, ist zusätzlich eine parallele gesunde Ernährungsumstellung in Verbindung mit Intervallfasten sehr hilfreich. Natürlich darf auch ausreichend viel getrunken werden, allerdings kein Bier o.ä. sondern Mineralwasser (Medium).
Beim Intervallfasten sollte die 16 + 8 Regel Anwendung finden. Ich praktiziere sie so: 19:00 – 11:00 Uhr (16 Stunden) Fasten + Trinken; 11:00 – 19:00 Uhr (8 Stunden) gesunde Nahrungsaufnahme + Trinken.
Gesundheit und gesunde Ernährung sind untrennbar mit zwei Arzt-Legenden des frühen 20. Jahrhunderts verbunden:
Franz Xaver Mayr („Den Kopf halt kühl, die Füße warm und pfropfe nicht so voll den Darm“) und Arnold Ehret („Die schleimfreie Heilkost, die einzige Heilmethode, die die Natur für uns vorgesehen hat“).
Es lohnt mal nachzuforschen und einzutauchen in eine Zeit, wo der Kommerz noch nicht die heutige Dominanz im Gesundheitswesen hatte und sich selbst ein Bild zu machen.
Hochinteressant für die weitere Erschließung von Fitness-Reserven ist auch das Buch des Apnoetauch-Weltmeisters Stig Avall Severinsen „Die geheime Kraft der Atmung“!
Er nimmt uns mit, zukunftsorientiert neue Wege zu gehen.
Wenn wir wieder, hoffentlich zeitnah nachdem Corona-Dilemma, in den Trainingsbetrieb einsteigen, werden die meisten von uns ein paar Kilo zu viel an sich spüren. Gleichzeitig ist der Körper noch nicht auf höhere Belastungen eingestellt. Um Verletzungen vorzubeugen, sollten wir deshalb nicht gleich bei 100% beginnen, denn „Gut Ding will Weile haben“!
Weitere Teile werden folgen. 🙂